Bilder
Biografie
Ausstellungen
Über die KÜnstlerin
ÜBER DEN KÜNSTLERFür Tobia Ravà ist das Schaffen ein essenzielles Bedürfnis. Ausgehend von dem, was ist, sammelt er mit Ironie, Witz und Respektlosigkeit Impulse, die die Vorstellungswelt anregen, verändert sie mit magischer Handbewegung, die zum Widerhall seiner Seele wird, in Poesie, in etwas "Anderes", dicht und bedeutungsschwanger, immer von hohem ästhetischen Wert. Seine Haltung, durchsetzt von surrealistischem und metaphysischem Symbolismus, ist ein ständiges Misstrauen gegen die Unterwerfung unter schöne Widersinnigkeiten und Geschichten vom Dasein. Er versöhnt mit bewundernswerter Einfühlsamkeit die reiche westliche künstlerische Tradition und die Zeichen des jüdischen Symbolismus mit ihren alphanumerischen Schlüsselworten, die Bedeutungen aus der Geheimlehre weitergeben, und erschafft so eine neue, bildhafte Sprache, spielerisch und gestochen scharf. Obwohl fast niemals die menschliche Gestalt dargestellt wird, steht der Mensch immer im Zentrum seines Werks, ist Geist der Welt, Urheber alles dessen, was außerhalb der Natur existiert. Nachdem er in phantastischer Chiffrierung Möbel und elektrische sowie informatische Apparaturen wiederverwendet hatte, diese verändert und in ihrer Funktion vollkommen durch ein Spiel von Aufbau und Zerstörung umgewandelt hatte, landet er mit den jetzigen Zyklen "Dall'Altrove" (von anderswoher) und "Soglie" (Schwellen) in neuen Welten jenseits der Gesetze der Körper, in denen die Vorstellungen, die der Traumsphäre und den Tagträumen entspringen, auf Inhalte verweisen, die Zeit und Raum, Kultur und Geschichte überspringen, um zu universaler Sprache zu werden, unmittelbar verständlich und poetisch. Die Gesamtheit der realen Welt hat die Bewertung der unterschiedlichen Ordnungen zu Fall gebracht und die künstlerische Untersuchung auf das Planen von Kreuzungen und Metaphern gelenkt. Also wandelt der Künstler, einem ererbten Impuls zufolge, alles in sich aufsaugend, die Realwelt in eine Art PANTA REI im Andenken an Heraklit um, demzufolge nichts sich erschafft und nichts sich zerstört, aber alles sich verändert. Und wie das Werden von Heraklit nicht chaotisch und verloren ist, wohl aber von einem ewigen Gesetz geregelt, so ist auch das Werk Ravàs einer Logik folgend zu verstehen, die, wenn sie auch auf den ersten Blick nicht auffällt – irregeleitet vom Zugang über die Farbgebung – in Wirklichkeit sehr präsent ist und den Sinn des Werdens der Dinge, des Weitergehens und des Sich-veränderns in einer ständigen und unaufhörlichen Metamorphose verbindet und verfolgt. Indem er mit neuen künstlerischen Techniken experimentiert, die von Überarbeitungen von Fotos zu deren Überlagerungen, Belichtungen, assemblierten bemalten Fotomontagen, auch ergänzt durch weitere Materialien, reichen, entwickelt Ravà eine außergewöhnliche Interpretation vom Zweck der Schwelle als Grenze; sie ist nicht nur sichtbarer Horizont, Zwitterort, der immer neue Bedeutungen hervorbringen und zurückgeben kann. Die neueste Serie der "Schwellen" präsentiert ein jüdisches Schriftzeichen, das zum Schlüssel zur Lektüre des Werks bestimmt ist. Jeder Buchstabe und folglich jedes Werk hat einen numerischen Wert, ethisch und esoterisch. Beginnend mit dem ersten Buchstaben des Alphabets, aleph, der das Konzept des Beginns bezeichnet und deswegen gekoppelt ist an das Bild des Wassers, das symbolische erstgeborene Element, das an das Fruchtwasser und also den Ursprung des Lebens erinnert, geht der Künstler die großen Themen des Menschseins durch lyrische, beschwörende und an optischen Sensationen reiche Bilder an. Die "Orrizonti dell'Altrove" (Horizonte von anderswo) sind Landschaftsbilder, Spiegelwelten, die durch eine Öffnung verbunden sind. Schwellen, Durchgänge, offene Wege, die ein Diesseits mit einem Jenseits verknüpfen, beide anziehend, ein Bedürfnis nach Ausdehnung einflößend. Die Bilder der Wirklichkeit, in träumerischer Weise miteinander verknüpft, entstehen ein zweites Mal unter neuen Formen, die ganz von einer verführerischen Farbschicht bedeckt sind, in der der Künstler, indem er sich von der Angst vor der Leere befreit, seine unverwechselbare Spur hinterläßt, anhand derer man
|