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Über den KÜnstler
Seit seinem Studium der Zeichnung und Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig in den 1980er Jahren bei den Lehrern Volker Stelzmann, Wolfgang Peuker und Bernhard Heisig setzt sich Griesel mit einem naturalistischen und figurativen Malstil auseinander. Er entdeckt seine Liebe zur Malerei des Barock und der damit verbundenen Genre (biblische Historie, Andachtsbild, Porträt), Themen und Motive. Tiefe Empfindungen und schmelzende Farbigkeit waren die malerischen Werte dieser Zeit, die Griesel so faszinieren. Eine weitere Inspirationsquelle für die Vertiefung mythologischer Themen sind die von Winkelmann so bezeichneten Eklektiker oder Renaissancisten aus Bologna und Venedig des frühen 17. Jahrhunderts. Doch auch die Inkunabeln der Avantgarde regen ihn zu malerischen Experimenten an: Musik, Rhythmus, Dynamik verbinden sich mit frei erfundenen, geometrischen oder abstrakten Formen und einer kognitiven Farbigkeit und eröffnen breite Assoziationsfelder, in denen »alles für alles» stehen kann. Kasimir Malewitsch begründete mit seinem gemalten schwarzen Quadrat im Jahr 1916/18 den Beginn einer neuen Kunstrichtung, des Suprematismus. Diese radikale Reduktion der Malerei auf Form und Farbe gilt bis heute als Wegweiser der Erneuerung von Kunst und Gesellschaft und Ikone der Moderne. Die Zweckbestimmung abstrakter Malerei als Ikone und Mittel zum Gebet, d.h. der stillen Zwiesprache zwischen Betrachter und heiligem Stellvertreter, nimmt Griesel in seinen Gemälden wiederholt zitierend auf. Vor die Folie avantgardistischer Kunstgeschichte setzt Griesel seine Symbole und Inhalte und erzeugt damit eine spannungsvolle Synthese abstrakter Figuration bzw. figurativer Abstraktion. Sein intensives Ringen mit Inkunabeln der Kunstgeschichte und deren apperzeptive Übertragung auf sein Werk ist Beispiel für eine leipzigtypische Form des Traditionalismus, der in seiner Rätselhaftigkeit den Betrachter immer wieder aufs Neue herausfordert. In Griesels farbenkräftigen und zugleich feinfühligen Darstellungen von Landschaften sowie von Frauen (Tänzerinnen) und Paaren geht es nicht um die individuelle Charakterisierung der Figuren. Vielmehr sind sie Akteure einer geistigen Haltung, Ausdruck der Komposition, die in ihrer Bestimmung die Vereinfachung und Typisierung der figürlichen Form beispielsweise auf Elemente des Tanzes und der Bewegung zeigen. Die mythologische und biblische Folie, vor der die Akteure erscheinen ist gleichsam eine Hilfe für des Malers (und auch des Rezipienten) sinnlich-sittliche Analyse, als deren Ergebnis nicht selten diebisches Vergnügen an Stimmungen, Schönheit und Dekor erscheint. Gefragt nach seiner Auffassung von Malerei antwortete Picabia »Sie besteht darin, sie zu vergessen und sie als ein optisches Vergnügen anzusehen, da meiner Meinung nach alles dekorativ ist.« Viele Gemälde Picabias wirken deshalb wie fotografische Überblendungen, die hedonistisch die Kunstgeschichte durchdeklinieren, ohne besondere Vorlieben, höchstens für nackte weibliche Körper oder Liebespaare. Wenngleich nicht derart radikal, ein Assoziationsfeld bei der Betrachtung von Griesels Werken ist verbunden mit den Begriffen von Kitsch und Eklektizismus. Erstaunlich also, dass ein Künstler der jungen Generation, sowie der neuen Leipziger Schule wie Griesel trotz des ganzen Nachdenkens über Modernismus und Antimodernismus und trotz des Bewusstseins vom Bilderbe wieder bei der Faszination des Malens landet. (Thosten Hinz, Kunstwissenschaftler Leipzig)
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