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About the artist
Zur Person Claudio Granaroli ist immer in Begleitung eines alten Hundes mit einem alten roten Kleintransporter unterwegs. Unter Menschen hält er sich meist abseits, wirkt dabei freundlich, aber auch ein bisschen verloren. Auf seinen Lippen spielt dann ein verschmitztes Lächeln. Nur eine Andeutung, wie zerstreut. Schon 1971 schrieb Sebastiano Vassalli: „Granaroli ist nur ein Maler“ und etwas später, 1975: „Er macht es wie Gott. Sechs Tage lang malt er an einem Bild und am siebten versucht er es zu verkaufen.“ Und wenn es geht, ist er auch „interaktiv“. Er macht Bücher. Mit Dichtern und Malern. Von Lyon bis Sankt Petersburg, von Noto bis Odessa wollen diese kleinen multimedialen Objekte die Schlichtheit und Eleganz einer ständig sich wandelnden Kultur bewahren, was a priori gerechtfertigt ist, jedoch eines gewissen Widerstandsgeistes bedarf. Den hat Granaroli. In einer Ausstellung in Gianni Donatellis Galleria Tribeca in via Maroncelli in Mailand las ich unter all den Schriften an der Wand auch „Jetzt ist die Kunst das wahre Exil“. Die Kunst als Zufluchtsinsel für Verbannte, Vertriebene, normale Menschen. Ja, auch normale Menschen. Die anderen sind die Anderen. Und Claudio Granaroli ist das „Exil des Exils“. Er schafft ein Bild – verkauft ein Bild – druckt Bücher. Dies ist seine Ehre, sein Stolz, seine Leidenschaft. Verkaufen ist schwer, verlegen ist schwer. Nur die Arbeit gibt die Kraft dazu. Zum Theater In Granarolis Atelier in Bergamo meint man sich hinter den Kulissen eines Theaters. Schon 1973 schrieb Elda Fezzi Sätze, die nichts an Gültigkeit verloren haben: „… seine Kiemen bewegen sich kraftvoll … der Atem beweglicher Elemente auf durchsichtigem Grund … eine neue Vegetation entsteht … doch nicht aus der Ähnlichkeit mit anderen Wesen … sie ist und existiert … lebt aus seltenem eigenem, negativem Antrieb … leugnet das Banale der übertragenen figürlichen Darstellung … zollt dem zehrenden Trubel des mondänen Theaters keine Anerkennung … hier gibt es … kein Schauspiel … die wichtigsten Hieroglyphen treten deutlich zutage … sie sind aus einer klaren, geheimen Pflanzung hervorgegangen“. Zur Pinselführung Der Pinsel „bewegt sich mit flüchtigen, raschen, elliptischen Bewegungen … mit weiten, veränderlichen Horizonten … voller Aufmerksamkeit … und entdeckt vibrierende Kraftlinien … in der Beklemmung eines Augenblicks“ (Elda Fezzi) Licht am Ende des Tunnels. Zuweilen ist es von Spinnennetzten der Angst bedeckt, von den Friesenpferden der Mutlosigkeit, den Hieroglyphen des Unverständnisses. Welche Qual. Museum im Kleinformat Zurück zu den Büchlein. Der Dialog zwischen Poeten und Malern in den kleinen Büchern, diesen Buch-Ausstellungen im Kleinstformat und im Grunde Kleinstmuseen, lässt weitere Erfindungen erwarten, führt zur CD-Rom, die aus unserer Sicht einen sehr eleganten und verständlichen Weg darstellt – aber das Neue entsteht ja beim Erhalten des Alten. Die Bilder einer Ausstellung von Musorgskij schließen diesen Gedanken ab: als virtuelles Ereignis, sprachliches Ereignis, klangliches Ereignis, mit der musikalischen Schwingung als gemeinsamem Nenner. Die Zukunft steht vor der Tür. Doch wie viele mit unbeugsamer Leidenschaft ausgefochtene Turniere braucht es dafür. Und das ist Granaroli: So schüchtern und zurückhaltend er auch wirken mag, ist er doch ein Mensch mit unbeugsamen Leidenschaften. Text: Evelina Schatz Deutsche Übersetzung: Gunnhild Schneider |